Home > Tagebuch > Eine neue Kultur > Kleine Zulu-Sprachkunde I

isiZulu ist eine von elf Amtssprachen in Südafrika – neben Englisch, Afrikaans, Xhosa und vielen anderen. Gesprochen wird Zulu von etwa elf Millionen Menschen, etwas weniger als in Bayern wohnen. Im Gegensatz zu Bayrisch ist Zulu allerdings die meistgesprochene Sprache in Südafrika. Eine Parallele: Sie sind beide echt hart zu lernen. Gottseidank sprechen die meisten Menschen im Zululand so gut Englisch, dass wir uns problemlos verständigen können. Trotzdem versuchen wir, so viel Zulu wie möglich im Alltag zu lernen – schließlich liegen Eshowe und Mbongolwane mitten im Herzen von KwaZulu-Natal. Und es stimmt: Die Sprache öffnet einem Türen in den Alltag der Menschen. Außerdem freuen sich die meisten tierisch, wenn man sich als Weißer wenigstens bemüht. Vor allem aber ist die Sprache wichtig, weil die Kids in St. Joseph ausschließlich Zulu sprechen. Auch viele Mitarbeiter können nur ein paar Brocken Englisch.

kinder

Woza, abantwana! (Kommt, Kinder!)

Die erste und wichtigste Zulu-Lektion ist die Begrüßung. „Sawubona“ (Ich sehe Dich = Hallo, Guten Tag), „Kunjani?“ (Wie ist es?) und die Antwort darauf, „Ngiyaphila“ (Ich lebe = Mir geht’s gut). Diese Kombination hört man einfach überall: Auf der Straße und im Büro, in Supermärkten und Banken, auf dem Markt und in der Kirche. Wenn man ein bißchen angeben will, kann man auch mit „Ngikhona“ (Passt, es geht so) antworten. Viele Zulus benutzen aber auch den Plural „Siyaphila“ (Wir leben), obwohl sie alleine sind. Der Grund: Man spricht nicht nur von sich selbst, sondern auch von den Ahnen, die immer bei einem sind. Verrückt, oder?

Sawubona! Kunjani?

Sawubona! Kunjani?

Für unsere „uMlungu“-Ohren (weißer Europäer) ist es oft schwierig, Worte auseinanderzuhalten, vor allem wenn sie in Maschinengewehrgeschwindigkeit gesprochen werden. „Lala“, „dlala“, „dla“ und „hlala“ hören sich für uns ziemlich ähnlich an, bedeuten aber schlafen, spielen, essen und wohnen, also ziemlich unterschiedliche und ziemlich gebräuchliche Worte. Immerhin: Sachen, die es bei den Zulus traditionell nicht gibt, sind leicht. Da wird nämlich einfach das englische Wort eingezulut und ein u oder i davorgesetzt. Zum Beispiel „uCheese“, „uFish“ oder „iWine“. Wir haben es im Supermarkt auch schon mal mit „uNutella“ probiert. Hat geklappt.

Lalani kahle, abafowethu! (Schlaft gut, Brüder!)

Lalani kahle, abafowethu! (Schlaft gut, Brüder!)

Ja heißt „Yebo“, aber bei Nein wird es schon kompliziert: „Cha“ wird es geschrieben, aber eigentlich besteht es nur aus einem Klick. Von denen gibt es drei Stück, und die können Weiße laut der Expertenmeinung von Sister Petronella niemals richtig lernen. Julias Lieblingsworte lauten trotzdem „isicabucabu“ (Spinne) und „amaqanda“ (Eier), da klickt es, dass es kracht (siehe Video). Die spinnen, die Zulus, könnte man denken. „Du spinnst“ heißt übrigens „ingqondo iyandiza“, wörtlich übersetzt: Dein Gehirn fliegt!

Zum Schluss noch eins: Telefonieren! Das heißt hier „shaya ucingo“, wörtlich übersetzt soviel wie: den Draht schlagen. Sehr süß. In der nächsten Lektion lernen wir dann die Zahlen auf Zulu. Kleiner Scherz, denn die Zahlen benutzen noch nicht einmal die Zulus selbst, sondern behelfen sich lieber mit Englisch. Kein Wunder, denn zum Beispiel die 78 wäre auf Zulu sieben mal zehn plus zehn minus zwei. Dann doch lieber seventy-eight. „Kulungile!“ (In Ordnung!)

zählen

Zahlen, bitte!

Fotos: fuexxe/Anja Ulrich

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