Home > Tagebuch > Die ersten Tage > Hundred Percent

Wow. Was für eine erste Woche. Wir haben tausend Dinge gleichzeitig erledigt, unser Gepäck in Jo’burg festsitzen sehen, Meetings mit Polizeichefs und Clanbossen gehabt, Zulu gesprochen und Lacher geerntet, Linksverkehr und Schlaglöcher gemeistert und mehrmals fast eine Horde Affen überfahren. Aber der Reihe nach: Nach der Landung in Durban sind wir stundenlang mit 50 km/h Nonnen auf der Autobahn hinterhergeschlichen –  und haben dafür ein lustiges Begrüßungskaffeekränzchen bekommen. Dann die ersten Tage: Hektisch und pickepackevoll mit Organisationskram, Mietvertrag unterschreiben, Möbel kaufen, Leute treffen, Lean im Kindergarten eingewöhnen, Zulu-Gottesdienst feiern, am Schulfest teilnehmen (Winter fête bei 30 Grad und mehr!) und natürlich der erste Trip ins Kinderheim nach Mbongolwane.

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Auf dem Weg zum neuen Arbeitsplatz

In den ersten Tagen sind wir tief in die weiße Community unserer Heimatstadt Eshowe eingetaucht. Die Unterschiede sind allgegenwärtig: Das Haus, in das wir hoffentlich bald einziehen können, liegt wunderschön zwischen grünen Hügeln eines Golfplatzes. Überall fahren riesige Geländewagen an einem vorbei, im Supermarkt gibt’s wirklich alles – wenn man das Geld dafür hat. Ein paar Meter weiter stehen die Leute in kilometerlangen Schlangen, um am Monatsersten ihre karge staatliche Unterstützung abzuholen. Die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch. Die Apartheid ist vorbei, aber die finanzielle Apartheid bleibt. 90 Prozent der Leute sind schwarz, und trotzdem haben die Weißen die Fäden in der Hand: in Banken, Baumärkten, Autohäusern, Farmen und Guesthouses. Oft werden wir von den Einheimischen für Buren gehalten, die Afrikaans sprechen, weil unser Deutsch für sie so klingt. Unsere paar Brocken Zulu helfen aber, um öfter mal ein Lächeln zu ernten. Und der erste Trip nach Mbongolwane hat uns gezeigt, wie es auf dem Land aussieht. Die Menschen haben sehr, sehr wenig zum Leben, auch auf der Missionsstation fehlt es an vielem. Auf uns wartet eine große Herausforderung.

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Monatsanfangswarteschlange

Erstmal sind wir aber glücklich, hier zu sein. Lean macht seit Montag den gemischten Kindergarten in Eshowe unsicher (vier Tage nach unserer Ankunft!). Er versteht nichts, textet alle auf Deutsch zu und fühlt sich dabei pudelwohl. Disziplin wird hier groß geschrieben, aber alle sind superfreundlich und unglaublich hilfsbereit. Freitags dürfen sich die Kinder auf der riesigen Farm der Kindergärtnerin austoben. Bevor wir uns umsehen, wird unser Sohn besser Englisch sprechen als wir.

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Was’n das für’n Kauderwelsch here?

Dafür lernen wir Zulu, zum Beispiel beim Möbelkaufen. Die aktuelle Einrichtungsmode in Südafrika ist gewöhnungsbedürftig, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Unglaublich, wie viele hässliche Betten man in einer Woche probeliegen kann. „Sharp!“, würde der Südafrikaner sagen. Oder auch: „Hundred Percent“, was so ungefähr „Ja!“, „Super!“ oder „Alles klar!“ heißt. Passt zu unserer ersten Woche.

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Süße Träume im Zulu-Bettenparadies

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