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Wir sind in Südafrika ziemlich viel mit dem Auto unterwegs, besonders zwischen Eshowe und Mbongolwane. Was uns immer wieder begegnet, sind Road Blocks in den unterschiedlichsten Varianten. Teilweise blockieren die Menschen auf dem Land die Straßen, um gegen die sozialen Verhältnisse zu demonstrieren. Dabei geht es um schlechte Infrastruktur, den fehlenden Anschluss an Wasser und Strom und die hohe Arbeitslosigkeit. Meist tröten die Leute laut auf ihren Vuvuzelas, die man bei uns von der Fußball-WM in Südafrika kennt. Bei solchen Versammlungen kann sich die Stimmung allerdings ziemlich schnell aufheizen; aufgelöst werden sie meistens erst, wenn die Polizei anrückt. Als Unbeteiligter sollte man sich fernhalten, so gut es geht, und beim ersten Anzeichen einer Straßenblockade umkehren. Bisher kam es dreimal vor, dass die Schwestern auf der Missionsstation uns telefonisch über einen Road Block informiert und von einer Fahrt im Auto abgeraten haben. Zurecht, denn am nächsten Tag sahen wir verkohlte Reste von Schildern und Pfosten am Straßenrand liegen.

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Sorry for cows on the road!

Es gibt aber auch ganz andere, tierische Straßensperren, die einem täglich begegnen. Kühe, Esel, Ziegen, Schafe, Affen und sonstige Tiere latschen regelmäßig über Dirt Roads, Landstraßen und sogar Autobahnen. Schön, wenn eine Einladung zum Kaffee per Whatsapp den Nebensatz enthält: „Sorry for cows on the road“. Hört sich so an, als seien wir tief in der südafrikanischen Provinz gelandet, oder? Stimmt schon, aber Tiere auf der Straße begegnen einem auch in den Außenbezirken der Dreieinhalb-Millionen-Metropole Durban. Meist sind die Hirten mit ihren Stöcken nicht weit, denn: Wenn eine Kuh angefahren wird, ist im Zululand der Hirte verantwortlich, nicht der Autofahrer. Und eine inkomo kostet etwa 10.000 Rand, also knapp 700 Euro. Eine astronomische Summe für die Leute hier. Die tierischen Straßensperren sind übrigens auch ein Grund, warum wir im Dunkeln ungern unterwegs sind. Weil man dann nämlich die Kuh vor Augen nicht sieht.

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Waschanlage im Zululand

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Nebulös!

Dasselbe gilt für den dichten Nebel, der morgens in den grünen Hügeln von Entumeni (zwischen Eshowe und Mbongolwane) hängt. Immerhin ist auf der entsprechenden Straße nicht viel Verkehr, und die meisten fahren vorsichtig. Aber das heißt noch lange nicht, dass man einfach so durchkommt. Manchmal werden wir durch unvorhersehbare Straßensperren aufgehalten: Ein junger Herr parkt auf der Straße, weil er sein Auto mit dem Wasser vom Fluss wäscht. Ein anderer Zeitgenosse preist seinen prächtigen Hahn an, den man dringend durch’s Fahrerfenster kaufen und auf dem Beifahrersitz parken soll. Oder ein SPAR-Lastwagen stellt sich quer über die zweispurige Straße und lädt in aller Seelenruhe Waren aus, während drumherum der Verkehr  zusammenbricht.

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Wolle Hahn kaufe?

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Exzellenter Parkplatz

Und dann gibt es natürlich noch die Straßensperren der Polizei. Die Traffic Police ist sehr aktiv im Zululand, überall wird geblitzt und gefilmt, teilweise bauen die Polizisten Road Blocks auf. Das Problem ist nämlich: Viele Südafrikaner zahlen ihre Strafzettel nicht. Verkehrssünden gelten als Kavaliersdelikt, und es fehlt an Mitteln und Wegen, die Forderungen durchzusetzen. Manchmal muss man deshalb sein Auto im Schritttempo über spezielle Apparaturen innerhalb der Road Blocks fahren, weil so das Kennzeichen auf offene Rechnungen überprüft wird. Außerdem gibt es Alkoholtests und Führerscheinkontrollen. Ein paar Mal haben wir solche Kontrollen erlebt, aber bisher sind wir immer gut durchgekommen. Noch haben wir offensichtlich eine weiße Weste.

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Kriegsrat

Text&Fotos: fuexxe

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