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Kommunikation ist ja öfter mal ein schwieriges Thema. Als Deutsche sprechen wir Dinge gerne direkt an, während andere Völker nicht unbedingt immer das meinen, was sie sagen – oder nicht sagen, was sie meinen. Darauf haben wir uns vorbereitet, aber die Tücken des Alltags sind eben viel mehr als blanke Theorie. Jeden Abend lachen wir uns kaputt, wenn wir über unsere Erlebnisse nachdenken. Beispiele gefällig? Gerne! Vor unserem Einzug haben wir beim lokalen Möbelhaus OK Furniture (Werbeslogan: „No problem!“) einen Kühlschrank gekauft, den wir nicht transportieren konnten. Das mit der Lieferung hat zwar geklappt, nur wurden aus den versprochenen fünf Minuten Warten viele, viele Stunden. Nach Ladenschluss. Im Dunkeln vor dem Haus. Als wir anriefen und nachfragten, hieß es immer wieder: „Very busy loading!“. Der wahre Grund war aber: Da wir den Internetpreis bezahlt hatten, musste erst eine Bestätigung per Mail abgewartet werden. Sagt einem aber keiner.

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Wo ist Juan, der Autofritze?

Nächstes Beispiel: Unser Used Car Sales Manager Juan im lokalen Autohaus. Wir haben uns eigentlich längst für ein Auto entschieden – und haben es eilig, weil wir im Alltag darauf angewiesen sind. Nur der Preis musste noch verhandelt werden. Das Problem: Wir konnten tagelang nicht verhandeln, weil von ihm einfach nichts kam. Er rief NIE zurück. Seine Mails kamen NIE an. Und wenn wir ihn zufällig beim Golfspielen oder in Leans Kindergarten (beim Abholen seiner Tochter) erwischt haben, hieß es: „No problem! Hundred Precent! I’ll send it right now! Gotta go!“ Will er unser Geld nicht? Gibt es andere Interessenten? Ist das Auto geklaut? Nein, nein, nein. Der wahre Grund: Er musste mit der Vorbesitzerin in London hin- und hermailen, weil sie das Auto über ein Bankdarlehen finanziert hatte – und die Auflösung des Kredits musste geklärt werden. Sagt einem aber keiner.

Oder die Warteschlange bei der Kontoeröffnung – dauert ein paar Stunden länger, wenn man auf der falschen Seite sitzt. Der Stromkauf bei der Gemeinde. Die Telefonkarte im Supermarkt. Der Internetanschluss, wobei: Das kennt man ja von zuhause (die Telekom heißt hier übrigens Telkom). Und, ach ja, ein wunderbarer Höhepunkt: Unser kläglicher Versuch, Möbel online zu bestellen. Kann an vielem scheitern. Kreditkarte geht nicht. TAN für Überweisung kommt nicht aufs Handy. Seite ist down. Internet fällt im ganzen Ort aus. Strom wird gekappt. Es hat geschlagene zehn Tage und gefühlte 167 Versuche gedauert, bis alles halbwegs okay war. Auf die Lieferung warten wir noch.

Und das Schöne an alldem? Es macht nichts. Es gehört dazu. Und über verschlungene Umwege und mit etwas Zeit hat alles einigermaßen geklappt. Wir sind eingezogen, und alles fügt sich irgendwie. Und die Südafrikaner finden es total lustig, wenn wir all das komisch finden.

forest

Turnverein Eshowe

Nix organisieren, jetzt wird gespielt!

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