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Seit dem letzten Blogeintrag haben wir eine lange Achterbahnfahrt der Gefühle erlebt – und große Entscheidungen getroffen.

Vom Glück verfolgt waren wir in den letzten beiden Monaten nicht unbedingt. Wir mussten erleben, wie sich zuerst das Internet zuhause verabschiedete – und dann auch noch Smartphone und Festplatten: Ein totaler Zusammenbruch der modernen Kommunikation. Der Wiederaufbau braucht Zeit und Geduld (und ist längst noch nicht abgeschlossen). Andererseits leben wir in Südafrika, dem Land, in dem man immer und überall damit rechnen muss, dass die Dinge anders laufen als geplant. „We have to make a plan“, das haben wir endgültig gelernt. Allerdings war der Zeitpunkt unseres digitalen Armageddons eher schlecht gewählt, weil um uns herum gleichzeitig die Hölle losbrach. Julia musste mit Verdacht auf Tuberkulose ins Krankenhaus  (ihr geht es gottseidank wieder gut), genau zu dem Zeitpunkt, als wir mit unseren Auftraggebern Gespräche darüber führen wollten, ob unser Einsatz in Südafrika verlängert wird. Unser Vertrag endet im Mai, und trotz allem Chaos musste diese große Entscheidung getroffen werden.

Am Ende haben wir uns entschieden, im Zululand zu bleiben, sofern der deutsche Staat uns weiter hier haben will. Auftraggeber und Entsendeorganisation stehen hinter uns – auch wenn die Bestätigung der Verlängerung und tonnenweise Papierkram noch ausstehen. Letztlich haben wir festgestellt, dass es uns gut geht an diesem Ort, und dass die Arbeit, die wir tun, wichtig und richtig ist. Denn auch, wenn immer wieder längere Durststrecken und eine Menge Frust überwunden werden müssen: Unser neues Leben als Expats im Zululand hat alle Träume und Erwartungen, die wir in Deutschland hatten, erfüllt. Wir erleben ein andauerndes Abenteuer mit Höhen und Tiefen, das von Beginn eine riesige Anziehungskraft auf uns ausgeübt hat. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die uns kräftig durchschüttelt, von der wir aber nicht wollen, dass sie zu Ende geht.

Schuluniform und wilde Elefanten

Und jetzt? Haben wir einen längeren Urlaub hinter uns, Akkus und Notstromaggregate sind wieder aufgeladen. In Mbongolwane sind die Kinder aus den Ferien zurückgekehrt, die sie bei Pflegefamilien verbracht haben, wie immer zu Weihnachten. Das neue Jahr hat schon jetzt ein paar Dramen bereitgehalten: Eine Mutter, die gerade ihre Kinder zurückbekommen hatte, bekam aufgrund eines Behördenfehlers kein Geld und hatte keinen Cent, um Essen für ihre Kinder zu kaufen. Mitarbeiter des staatlichen Stromversorgers kamen auf die Missionsstation, um alle Leitungen zu kappen, weil bei der Bezahlung der Rechnung etwas schiefgegangen war. Die Aufregung war riesig, und es waren viele beschwichtigende Worte nötig, um zu verhindern, dass im Kinderheim die Lichter ausgehen.

Für uns sind Trips in die Millionenstadt Durban zur Gewohnheit geworden, weil wir dort im Clinch mit den Behörden liegen: Unsere Visumsanträge wurden vom Department for Home Affairs mehrfach zurückgeschickt. All das sind Geschichten, die es verdient hätten, auf diesem Blog erzählt zu werden (stay tuned!) – genau wie die Momente, die gut waren: Unser Sohn Lean am ersten Schultag, inklusive Schuluniform und Morgenappell, der erste deutsche Junge, der seine Ausbildung an der Holy Childhood School startet. Eine rauschende Neujahrsparty am Pool, und eine mehrstündige Reifenpanne in einem einsamen Naturreservat, in dem es von wilden Elefanten nur so wimmelte.

Es war ziemlich viel los im alten und im neuen Jahr, das noch nicht einmal einen Monat alt ist. Die Vermutung liegt nahe, dass es genauso weitergeht.

Text & Fotos: fuexxe

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